Henry Fillmore (1881 bis 1956) ist der Sohn des in Amerika seit Ende des 19ten Jahrhunders tätigen gleichnamigen Verlegers. 1915 gründete der Junior sein eigenes Blasorchester. Neben Sousa ist Henry Fillmore der bedeutendste amerikanische Komponist für Blasorchester. Neben seinen Märschen sind seine Kompositionen für Posaune heute noch viel gespielt, die bekannteste ist wohl „Lassus Trombone“. Hier die Liste aus seiner Posaunen-Familie.
Jetzt aber sind diese Werke im Zuge der Rassismusdebatte in Amerika in Verruf geraten, ja, sie werden sogar von vielen Blasorchestern boykottiert. Der Grund dazu liegt den 1920er Jahren. Damals gab es in Amerika zahlreiche Shows, in denen weiße Musiker schwarz bemalt waren und die Schwarzen etwas tollpatschig dargestellt wurden. Auf den Umschlägen der besagten Fillmore Ausgaben waren Zeichnungen von schwarzen Posaunisten in Karikaturen dargestellt. Das kommt in diesen Zeiten in Amerika gar nicht gut an.
Nun kann man natürlich über Gegebenheiten von vor über 100 Jahren als unbedeutend betrachten, trotzdem muss man sich aber auch in die Gefühle der schwarzen Menschen und Musiker hineindenken und diese als verletzend akzeptieren. Deshalb muss man die Musik immer im Kontext zu den Zeiten, als sie geschrieben wurden, sehen und gegenüber dem Publikum entsprechend kommentieren. Die Musik selbst kann ja an sich nichts dafür, wenn sie für gesellschaftspolitische Zwecke missbraucht wurde. Es gibt ja auch Komponisten, die antisemitisch waren oder solche, die der nationalsozialistischen Idee positiv gegenüber standen. Die Musik spricht für sich, der Sprecher stellt sie in den entsprechenden Kontext.
Den kompletten Bericht (in englisch) finden Sie hier: It’s time to bury Henry Fillmore’s “Lassus Trombone.”
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Unter Rassismus läuft im Moment ziemlich viel für meinen Geschmack… Umbenennung der „Mohren“Apotheke z.B. oder das alte Lied von den 10 kleinen Negerlein …
Gegen Rassismus und Verächtlichmachung aufzustehen ist gut und notwendig, aber man sollte auch die Kirche im Dorf lassen
„Wer die Vergangenheit nicht kennt, kann die Gegenwart nicht verstehen und die Zukunft nicht gestalten.“
( Helmut Kohl: Bundestagsrede vom 1. Juni 1995 zur Geschichte der Vertreibung, Plenarprotokoll 13/41 vom 01.06.1995, Seite 03183)
Das ist auch in diesem Fall zutreffend und soll uns unbedingt davon abhalten, Musik (und auch Kunst in weitestem Sinn) in diesem Zusammenhang negativ zu kategorisieren. Tut man das, ist alles in Frage zu stellen, nichts würde einer „Bewertung“ standhalten!